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ISMAEL IVO
DIE ZOFEN
KAMPF UM DIE LIEBE
Beeindruckend vor allem die ausgeprägte Körperlichkeit der beiden Protagonisten im gemeinsamen Kräftemessen. Einem geheimen Ritual folgend, nähern sie sich mit entblößten Oberkörpern, fixieren sich genau, legen die Schultern aneinander und verfallen in einen existenziellen Kampf, doch ohne Tücke.
Die konzentrierten Körperaktionen gehören zu den stärksten Momenten. Etwa wenn Kôkô mit Muskelspiel seinen Körper in eine lebende Installation verwandelt, wenn Ziya Azazi unvermittelt aus der Rolle des Wärters schlüpft und atemberaubende Balanceakte vorführt.
Handelsblatt, 30.3.2001
IN DEN DUFTENDEN ARMEN DES TEUFELS
Auf der Bühne begegnen sich drei dominante Persönlichkeiten,... die, wie alle an der Produktion beteiligten Personen, aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen: es wird Türkisch gesprochen und Portugiesisch, es werden rituelle afrikanische Tänze getanzt und brasilianische Rhythmen, es gibt japanische Kargheit und orientalische Pracht.
Oida beginnt die Szenerie nicht im Schlafzimmer der Herrin - wie Genet - sondern in zwei Zellen, die von unsichtbaren Wänden getrennt werden. Nur in der Fantasie können die Gefangenen Ivo und Kôkô die Gitter überwinden, sie verkleiden sich mit roten Hüten, Samt und Spülhandschuhen in Frauen, mal in die ãGnädige", mal in die Zofe. Der Wärter, der vorbeikommt, wird zur ãechten" Herrin, und Ziya Azazi kann in dieser Rolle zeigen, welche tänzerischen Qualitäten in ihm stecken. Ivo und Kôkô imponieren allein durch die Muskelkraft, mit der sie ihre mächtigen dunklen Körper beherrschen. Wie sie zucken, beben, springen, lachen, grienen - bis jeder einsam dem Tod gegenübersteht.
Andrea Kachelriess, Stuttgarter Zeitung, 26.3.2001
DIE SPRACHE OFFENBART DIE DIMENSION DER DEMüTIGUNG
Ismael Ivo trifft auf Jean Genet? Der brasilianische Ausdruckstänzer, der in seinen Stücken selten Terror, Gewalt und Schmerz ausspart, trifft auf den Theaterautor, der wegen seiner Ästhetisierung von Terror, Gewalt und Schmerz einst für Skandale sorgte. Nun hat Ivo neben dem afrikanischen Tänzer Koffi Kôkô mit dem japanischen Regisseur Yoshi Oida zu tun, einem Meister der Reduktion. Das Trio findet einen starken Einstieg in das Stück: das Leben Genets, des berühmtesten Häftlings der französischen Literatur, und die Situation der Zofen Claire und Solange verbinden sich zu einem expressiven Bild. Der Musiker Joao de Bruco gibt die Impulse zu ihrer Maskerade, und untermalt mörderischen Traum und grausame Wirklichkeit mit Perkussionsklängen - asiatisch fein oder rockig laut.
In einem sanften, hüftwiegenden Tanz spiegeln Ivo und Kôkô Rituale von Liebe und Hass, Lust und Grauen. Als Madame ins Spiel kommt und redet wie ein Wasserfall, sehen wir die ganze Dimension der Demütigung: Ziya Azazi tanzt akrobatisch wie ein Derwisch und schüchtert die Zofen ein, bis sie katzbuckelnde Sklaven sind.
Stuttgarter Nachrichten 26.3.2001
DIE ZäRTLICHKEIT DES HANDFEGERS
Auffallend ist, daß die Tanzsparte den skandalumwitterten Autor bis heute kaum beachtet hat. Yoshi Oida bliebe es vorbehalten, Genets verdichtete Vorgaben mit der bewegungstechnischen Wucht des Tanzes und dem stilisierenden Potential ritueller Theaterformen zu verschmelzen. Es wurde ein Destilat des Stückes erarbeitet, dessen dramaturgisches Gerüst radikal gerupft und in freischwebende improvisatorische Anmut umgegossen ist. Aus Genets schwindelerregendem Spiegelkabinett genußvoller Identitätsperversionen fügt Oida eine kompakte Reihung von Übergangsmomenten, bei denen die Rollenfiguren aufgebrochen werden und sich das tänzerische Erbe der Mitwirkenden Bahn brechen kann. Ivo und Kôkô agieren dieses Mahlwerk inzestuöser Begierde, wütender Abstoßung und ritueller Erniedrigung hingebungsvoll aus. Ziya Azazi alsHerrin tobt und wütet in einer Mischung aus mittelalterlichem Harlekin und wildgewordenem Bodenturner, wobei ihn seine langen Schleppen und dicken Brokatumhänge umwirbeln wie ein gleißender Sturmwind aus Rechtschaffenheit und Brutalität.
Franz Anton Cramer, FAZ Berliner Seiten, 9.4.2001
DIE ZOFEN - DEN GEIST JEAN GENETS GETROFFEN
Ausgehend vom kulturellen Background der Tänzer/Choreographen/Schauspieler destilliert Yoshi Oida in seiner Arbeit die Essenz jedes Einzelnen heraus ? die feine Zartheit Ismael Ivos, die kraftvolle Vitalität Koffi Kôkôs, die Energie Ziya Azazis ? und webt so die unterschiedlichsten Traditionen ein. Das Theaterfestival in Rio Preto eröffnete mit "Die ZofenÓ und ist damit seinem künstlerischen Niveau gerecht geworden. Das Stück steht für die Freude am Experiment und spricht ein glühendes Lob für die Völkerverständigung: Eine Verteidigung des Synkretismus, der Vermischung der Religionen: Dies ist ein gutes Motto für ein internationales Festival und spiegelt gleichzeitig die brasilianische Realität wider.
Folha de S .Paulo, 24. Juli 2001
EINE HERAUSRAGENDE INSZENIERUNG
Der japanische Regisseur Yoshi Oida belebt Genet's Universum neu und kommt hier wieder auf die Frage zurück, die seine ganze Arbeit durchzieht, die der Metamorphose des Schauspielers. Alles in Die Zofen strahlt aufopferungsvolle Entrückung aus. Dieser großartige Beitrag verweist gleichzeitig auf Kriterien des antiken Theaters und des homosexuellen Universums des Autors, sowie auf das Thema der Travestie, das sein ganzes Werk durchzieht. Dieses Stück sollte in der nächsten Spielzeit nach Frankreich zurückkommen!
Liberation, 6.4.2001
LIEBE LäSST SICH NICHT TöTEN
Ismael Ivo eroberte mit der gefeierten Zofen-Bearbeitung an der Seite seiner glänzenden Tanzpartner Koffi Kôkô und Ziya Azazi das Publikum im Sturm. Aufgestaut Sehnsucht, das Verwischen der Grenzen zwischen Sein und Schein, die Unerreichbarkeit des anderen heißen die zentralen Themen. Bei Genet kommen die Durchlässigkeit der Geschlechterrollen, die Lust an der Travestie, an krimineller Energie und körperlichem Kampf hinzu. Das alles lebt das Trio in archaischer Wut aus: manische Begierde, wütende Abstoßung, rituelle Erniedrigung, Muskelspiele entblößter Oberkörper, die in eine lebende Installation münden, Spannung pur von den Hüten bis zu den Hüften. Motiviert und ironisch gebrochen von der raffinierten Klang- gewalt, die João de Bruço auf seinen Percussionsinstrumenten weckt. Zu seinen Lebzeiten wurde Genets Kunstauffassung als pervers abgetan. Nun erobert sie die Bühnen. Und die, die ihn so wunderbar verstehen und deuten, kommen nicht aus Frankreich, sondern aus Brasilien, Benin, Japan und der Türkei.
Nürnberger Nachrichten, 8.Juli 2001
EXPLOSIVES BEZIEHUNGSGEFLECHT
Die Zofen sind Tanztheater von außergewöhnlicher Präsenz und Perfektion. Ismael Ivo und Koffi Kôkô exerzieren in einer leicht hysterischen Melange aus Spaß und Hass die Mechanismen von Dienen und Herrschen, von Dominanz und Ergebenheit durch. Als Herrin erscheint Ziya Azazi und terrorisiert die Zofen durch Liebreiz wie Willkür gleichermaßen selbstherrlich, säuselt und brüllt, schlägt buchstäblich Kapriolen.
So vielschichtig dieses explosive Beziehungs- und Bedeutungsgeflecht ist, so klar und überzeugend ist die choreographische, tänzerisch-spielerische und inszenatorische Umsetzung gelungen. Die karge Bühne bietet Raum für die überragende Präsenz der drei Tänzer ebenso wie für die differenzierten Klangwelten, die der exzellente João de Bruço zwischen exotischen Rhythmen und abstrakten Geräuschen entfaltet. Ivos und Kôkôs Choreographie kombiniert souverän afrikanische und brasilianische Elemente mit dem Vokabular von modern dance und Ausdruckstanz zu einem faszinierenden Schauspiel der Muskeln und Glieder. Das begeisterte Publikum im ausverkauften Haus spendete verdiente Bravorufe.
9.Juli 2001
EIN INFERNALISCHES QUARTETT
Die Publikumsattraktion heißt vorerst Ismael Ivo, im Spiel aber stehen seine Mitgestalter dem seit vielen Jahren in Mitteleuropa bekannten brasilianischen Tänzer nichts nach: Koffi Kôkô (Benin), Ziya Azazi (Türkei) und João de Bruço (Brasilien). Das große Verdienst, drei so starke und egomanische Tänzer-Solisten und den immer während performenden Musiker Bruco zu solch intensivem, aber nie ausufernden Tanz-Schau-Spiel inspiriert zu haben, gebührt Yoshi Oida. Mit strengem und klugen Rezept hat er das Quartett zu einer bemerkenswerten Genet-Interpretation verführt, die stark von einem Kurzfilm des einst umstrittenen Autors um zwei Gefangene beeinflusst ist. João de Bruço war selten so dezent und deswegen so wirkungsvoll zu sehen und zu hören. Ziya Azazi ist der Sprung zu einem vielseitigen Schauspieler gelungen. Koffi Kôkô spielt seine artistische Vielgesichtig-keit aus. Und Ismael Ivo hat sich zähmenlassen, kein anderes Wort erscheint passender.
Kurier, 8. August 2001
ERLöSUNG IM TOD
Was ist Freiheit? Zu tun und zu lassen, was man möchte? Zu gehen, wohin man will? Die Welt für sich zu erobern? Nein, das ist nicht die Freiheit, die Ismael Ivo in dem Tanzstück »Die Zofen« nach dem gleichnamigen Theaterstück von Jean Genet meint. Am bitteren Ende bleibt ihm nur, den Giftbecher, der für seine Herrin bestimmt war, zu leeren. Erst im Tod findet er die ersehnte Erlösung von Fesseln und Sklaverei. Mit ihm und den Co-Darstellern Koffi Koko und Ziya Azazi durchlebten die Zuschauer im Stadttheater Aschaffenburg das alle Sinne fordernde Stück Tanz. (...)
Hier hat der japanische Regisseur das Stück geschickt verschachtelt. Während die ersten Szenen die Einsamkeit der beiden »Zofen« verdeutlichen, öffnet sich jetzt die Szene und die beiden treffen in ihrem Gefangensein aufeinander. Die beiden Tänzer prallen regelrecht aufeinander, blasen sich auf und umschleichen sich wie junge Kater. Ausgelassen spielen beide mit roten Hüten und Handschuhen, imitieren die »gnädige Frau« . Einer ist immer dem anderen überlegen. Sie kämpfen mit den in ihnen aufkeimenden Gefühlen wie Eifersucht, Neid und Hass wie Wellen durchlaufen die Emotionen ihre Körper. Sie winden sich, bäumen sich auf. Immer ist ein Spiel mit Weiblichkeit und Männlichkeit. Durch die beiden männlichen Tänzer, die Frauen spielen, erweitert Oida das Stück um eine Dimension. Es erhält so eine deutlich erotische Komponente, die zudem verwirrt. Was ist weiblich, was männlich? Die Grenzen sind fließend. Die Bewegungen der Tänzer setzen das perfekt um. (...)
Es sind die Gesichter der beiden, die tanzen. Mit eindrucksvoller Mimik vollführen sie den Tanz umeinander. Vor Wut rollende Augen, staunend hochgezogene Brauen, beleidigt schmale Lippen, vor Erregung bebende Nasenflügel wenn es je eine »Choreographie für tanzende Gesichter« gegeben hat, dann hat sie wohl Ismael Ivo erfunden. Und anders als im europäischen Ballett ist es im afroamerikanischen Tanz nicht nur der Körper, der Gefühle vermittelt, sondern vor allem auch das Antlitz.
Main-Echo, 5. Dezember 2001
DIE ZOFEN IN RITUELLER STRENGE
Genüsslich lässt Ismael Ivo den Zigarettenrauch sein Gesicht umspielen, den Koffi Koko ihm zugeblasen hatte. Durch ein dünnes Röhrchen, das er zuvor durch ein Loch in einer imaginären Wand geschoben hatte. Dann inhaliert Ivo den Rauch mit fast zärtlicher Inbrunst. Zwei Gefangene, Liebende, die ihr geheimes Spiel in ihren Zellen wie ein Ritual vollziehen, immer der Entdeckung eines Gefängniswärter gegenwärtig. Das ist die innigste und berührendste Szene in Yoshi Oidas Inszenierung von Jean Genets »Die Zofen«, die augenblicklich im Bergedorfer Theater Haus im Park den Zuschauern einiges an Konzentration abverlangt. Ihnen dafür aber auch unvergessliche Momente schenkt.
Hamburger Abendlatt, 8./9. Dezember 2001
GEWALT DER MäNNER IN EINER WELT DER FRAUEN
Der in Deutschland lebende Brasilianer Ismael Ivo, der in Paris lebende Schwarzafrikaner aus Benin Koffi Koko und der zwischen Wien und Istanbul lebende Ziya Azazi sind mehr als nur Tänzer. Der in Österreich lebende brasilianische Komponist Joao de Bruco ist mehr als nur Regisseur. Was sie gemeinsam entwickelt haben, ist ein Tanztheater der Superlative. Um dem Geheimnis von Jean Genets Theaterstück »Les Bonnes« (»Die Zofen«) auf die Spur zu kommen, haben alle aus den Kulturen ihrer Heimatländer geschöpft. Und anders als den meisten Regisseuren des oft inszenierten Sprechstücks ist ihnen bravourös gelungen, die Handlung und ihre metaphysische Logik transparent zu machen. Beim Gastspiel im Ludwigshafener Theater im Pfalzbau erntete das Ensemble rauschenden Applaus.
Die Rheinpfalz, Dezember 2001
HARTER STOFF DURCHLäSSIG
Das durch Höhen und Tiefen geführte Publikum brauchte einen Moment um die Fassung wieder zu gewinnen, bevor der Applaus ausbrach und in einer langen Standing Ovation kulminierte.
Westfalen-Blatt 30.9.2003
AMBIVALENZ DER LEIDENSCHAFTEN
Das Publikum war mitgerissen und zollte nicht enden wollenden Applaus.
NW 2.10.2003
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